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Von Kontrolle zu wirksamer Führung

 

Agile Führung ist kein fester Zustand, sondern ein kontinuierlicher Reifeprozess.

Wir leben in Zeiten von großen Veränderungen. Das ist so, als ob du auf dem Ozean auf die nächste Welle aufsteigst. Als Studentin in Kapstadt, am Indischen Ozean habe ich mit 18 Jahren gleichzeitig das Surfen gelernt und wie ein Computer programmiert wird. Seitdem sind mir regelmäßig neue Technologiewellen begegnet und ich bin auf ihnen gesurft. Der PC wurde geboren. Datenbanken mit Oracle, Java und Objektorientierung, Cloud mit Containern, Blockchain mit Ethereum und Bitcoin. Als Pionierin in Tech liebe ich das Neue.

Bei den künstlichen Intelligenz Wellen die da gerade an den Strand gespült werden, da werde ich erst einmal zum Beobachter.

Meine größte Erkenntnis ist, dass nicht die Technologie selber die größte Herausforderung ist, sondern die menschliche Zusammenarbeit. Das braucht Führungskompetenz.

Wer heute Unternehmen nachhaltig erfolgreich steuern will, braucht mehr als Fachkompetenz und Planungssicherheit: Es geht darum, Anpassungsfähigkeit zu entwickeln, Verantwortung zu teilen und eine Kultur der Verantwortlichkeit zu etablieren.

Im Folgenden zeige ich fünf Reifestufen auf, die ich bei führenden Personen in agilen Organisationen beobachte – von klassischer Steuerung hin zu werteorientierter, zukunftsgerichteter Führung.

Ich höre von Führungskräften die Unsicherheit „ist mein Agil kaputt?“. Die Antwort ist immer „Nein“, denn es geht darum auf den nächsten Reifegrad zu kommen. Das ist der Kern von agiler Führung.

 

Reifestufe 1: Steuerndes Führungsverhalten – Kontrolle im Fokus

In dieser Stufe dominiert traditionelles Management:

• Pläne, Regeln und Budgets werden zentral erstellt
• Fokus liegt auf Planerfüllung, Effizienz und Qualitätskontrolle
• Mitarbeitende erhalten individuelle Zielvorgaben
• Erfolg wird vor allem an Gewinn und Shareholder-Zufriedenheit gemessen
• Kommunikation erfolgt direktiv

 Führungshaltung: Kontrollierend
 Delegation: Gering – Entscheidungen bleiben zentralisiert

Diese Form der Führung schafft Struktur, lässt jedoch wenig Raum für Innovation und Selbstverantwortung.

Reifestufe 2: Koordinierendes Führungsverhalten – Verantwortung selektiv übergeben

Führende beginnen, operative Aufgaben an Product Owner:innen zu übertragen, behalten jedoch strategische Kontrolle:

• Teams erhalten klare Zielvorgaben zu Fortschritt, Effizienz und Qualität
• Bestehende Regeln und Standards werden kommuniziert und eingefordert
• Fortschritt wird durch messbare Ergebnisse kontrolliert

 Führungshaltung: Strukturgebend
 Delegation: Operativ ja, strategisch begrenzt

Ein erster Schritt Richtung Vertrauen – mit weiterhin starker Steuerungslogik.

Reifestufe 3: Ko-kreierendes Führungsverhalten – Ziele gemeinsam gestalten

In dieser Stufe rückt Zusammenarbeit auf Augenhöhe in den Mittelpunkt:

• Pläne und Ziele werden gemeinsam mit Product Owner:innen entwickelt
• Teams erhalten klare Rahmenbedingungen zur eigenverantwortlichen Zielsetzung
• Fortschritt wird gemeinsam reflektiert, z. B. durch Teilnahme an Teamformaten
• Relevante Verantwortungen werden bewusst übergeben

 Führungshaltung: Partnerschaftlich
️‍Fokus: Vertrauen, Klarheit, Mitverantwortung

Führung entwickelt sich hier zur Unterstützung gemeinsamer Zielverfolgung und Teamstärke.

Reifestufe 4: Ermöglichendes Führungsverhalten – Selbstorganisation fördern

Führende verstehen sich nun als Gestaltende eines produktiven Rahmens:

• Planung und Umsetzung liegen vollständig im Team
• Führung agiert als Sponsor:in, Sparringspartner:in und Impulsgeber:in
• Vision und Mission dienen als verbindlicher Orientierungsrahmen
• Nur zentrale, kritische Entscheidungen bleiben bei der Führung

 Führungshaltung: Ermöglichend
 Fokus: Selbstorganisation, Vertrauen, nachhaltige Wertschöpfung

In einem komplexer werdenden Ökosystem, in dem es viel Veränderung und Komplexität gibt, da wird dieser Führungsstil zur Kernkompetenz. Ein Umfeld entsteht, in dem Teams Verantwortung nicht nur übernehmen, sondern gestalten.

Reifestufe 5: Transformierendes Führungsverhalten – Wirkung entfalten

Führung wird zur kulturellen Kraft, die den Wandel im Unternehmen trägt:

• Die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfung liegt beim Team
• Führung inspiriert, lebt Kultur und fördert unternehmerisches Denken
• Mitarbeitende handeln mit Blick auf einen größeren Zweck
• Entscheidungen und Verantwortung sind breit delegiert

 Führungshaltung: Visionär und vertrauensvoll
 Fokus: Wirkung, Sinn, systemische Entwicklung

Hier entsteht Führung, die nicht steuert, sondern befähigt – mit Weitblick und Haltung. Aus Fehlern lernen wird hier gelebt ohne Angst vor Kritik. Wirkungsvolle Fragen stellen statt Anweisungen geben.

Zukunftsfähige Führung ist menschlich, wirksam und sinnorientiert

Agile Führung bedeutet, Räume zu schaffen, in denen andere wirksam sein können. Sie erfordert Mut zur Delegation, klare Orientierung und eine wertschätzende Haltung.

Wer heute wirksam führen will, begleitet Teams nicht nur operativ, sondern stärkt Selbstverantwortung, verankert Sinn und schafft nachhaltige Wirkung.