Entscheidungen im Team treffen

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Selbstorganisierte Teams, wie Scrum Teams, stehen vor der Herausforderung, Entscheidungsprozesse effektiv und effizient zu gestalten. Die Art und Weise, wie ein Team Entscheidungen trifft, spiegelt oft dessen Entwicklungsstufe wider. Während einfache Entscheidungen meist schnell getroffen werden, erfordern komplexere Entscheidungen einen reiferen Ansatz und eine tiefere Zusammenarbeit innerhalb des Teams. Ich selbst habe miterlebt, wie Entscheidungsfindung Teams in große Konflikte geführt hat. Versöhnungsworkshops waren dann erforderlich. In unseren agile Leadership Kursen bringen wir den Teilnehmern Vorgehen bei, wie diese Konflikte vermieden werden können und welche besseren Lösungen möglich sind.


Der Lernprozess der Entscheidungsfindung

In selbstorganisierten Teams ist die Entscheidungsfindung ein kontinuierlicher Lernprozess. Ein Ansatz, der in diesem Kontext gerne zur Anwendung kommt, ist das sogenannte „Delegation Poker“, das von Jürgen Appelo in Management 3.0 gelehrt wird. Dieses Verfahren hilft Teams, den Grad der Delegation klar zu definieren und zu verstehen, welche Entscheidungen auf welcher Ebene getroffen werden sollten.


Demokratische vs. Konsultative Entscheidungsprozesse

Während demokratisches Abstimmen in manchen Situationen zu Konflikten führen kann, besonders bei kritischen Entscheidungen, bietet die Soziokratie mit dem „Einzelentscheid“ eine alternative Methode. Diese Methode trennt sich von der traditionellen hierarchischen Entscheidungsfindung, in der Einzelpersonen ohne Konsultation entscheiden, und fördert stattdessen einen integrativen Prozess.


Der konsultative Einzelentscheid

Der konsultative Einzelentscheid ist eine Verfahrensweise, bei der eine Person zwar eigenständig eine Entscheidung trifft, jedoch erst nach umfassender Konsultation relevanter Stakeholder. Diese Personen können sowohl direkt Betroffene als auch Experten sein, deren Einsichten und Ratschläge in die finale Entscheidung einfließen.


Implementierung des konsultativen Einzelentscheides

1. Identifikation des Entscheidungsbedarfs: Eine Person erkennt einen Bedarf und definiert, wer betroffen sein könnte und was entschieden werden muss.

2. Auswahl und Bevollmächtigung des Entscheiders: Über Konsent oder Mehrheitsentscheid wird eine geeignete Person ausgewählt und bevollmächtigt.

3. Der Entscheidungsprozess: Der ausgewählte Entscheider führt Konsultationen durch, erwägt verschiedene Optionen und integriert die erhaltenen Einsichten in den Entscheidungsprozess.

4. Kommunikation der Entscheidung: Die Entscheidung wird transparent gemacht, inklusive der berücksichtigten Optionen und Konsultationen.


Vorteile des konsultativen Einzelentscheids

  • Effizienz und Klarheit: Die Entscheidungsfällung ist zügig und unbelastet von langwierigen Verhandlungen.
  • Hohe Entscheidungsqualität: Durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven werden umfassendere und innovativere Lösungen gefunden.
  • Akzeptanz und Umsetzbarkeit: Die frühzeitige Einbindung der Stakeholder fördert die Akzeptanz und erleichtert die Implementierung der Entscheidung.
  • Förderung von Lernen und Engagement: Der Prozess motiviert den Entscheider, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen, was zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung und einem Verständnis der Thematik führt.


Fazit

In selbstorganisierten Scrum Teams kann der konsultative Einzelentscheid eine wichtige Rolle spielen, indem er individuelle Verantwortung mit kollektiver Weisheit verbindet. Dieser Ansatz bietet nicht nur eine effektive Lösung für die Herausforderungen komplexer Entscheidungsprozesse, sondern fördert auch eine Kultur der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts. Indem Teams diesen Ansatz nutzen, können sie nicht nur effizientere, sondern auch qualitativ hochwertigere Entscheidungen treffen, die das Engagement und die Zufriedenheit aller Beteiligten steigern.